HSG-Forschende legen Navigator für Kreislaufwirtschaft vor
St.Gallen - Unternehmen können Katalysatoren der Kreislaufwirtschaft sein. Fabian Takacs, Richard Stechow und Karolin Frankenberger von der Universität St.Gallen (HSG) haben dafür den „Circular Economy Navigator“ vorgelegt. Das Buch beschreibt den Weg von der linearen zur zirkulären Wirtschaft.
(CONNECT) Kreislaufwirtschaft ist „kein Trend, sondern eine existenzielle Notwendigkeit“, schreiben Fabian Takacs, Richard Stechow und Karolin Frankenberger in ihrem Buch „Der Circular Economy Navigator. Warum wir anders wirtschaften müssen und wie wir es können“. Die Autorin und die Autoren sehen dabei Unternehmen als zentrale Akteure. Diese seien Katalysatoren der Wertschöpfung und könnten auch den Übergang von der linearen zur zirkulären Logik vorantreiben.
Der Circular Economy Navigator bietet für diesen Übergang eine Anleitung in acht Schritten. Dieser Übergang beginnt mit der Motivierung derer, die den Übergang mitgestalten sollen, und der Definition der eigenen Rolle. Dann kann das eigene zirkuläre Ökosystem gedanklich gestaltet und in ein eigenes Geschäftsmodell übertragen werden. Für die eigene Vision müssen dann auch externe Partner ins Boot geholt, das Geschäftsmodell in die Praxis ausgerollt und schliesslich auch von allen Beteiligten internalisiert werden.
Das Buch beschreibt praxisorientiert und anhand von Beispielen 40 Muster kreislaufwirtschaftlicher Geschäftsmodelle, geordnet nach vier Schlüsseldimensionen. In einer ersten Dimension geht es darum, den Kreislauf zu schliessen. Dabei geht es um Wiederverwendbarkeit, Wiederverwertung, kreislauffähiges Design, aber auch die Nutzung von Abfällen und den Aufbau einer Abhollogistik.
In der nächsten Dimension wird der Kreislauf verbessert. Dazu gehören etwa Langlebigkeit, Reparatur, Ökoeffizienz, Materialreduktion, gesteigerte Funktionalität, Regionalisierung und Lokalisierung, aber auch die Produktion auf Bestellung statt auf Vorrat. Stoffe müssen entgiftet, Energie erneuerbar erzeugt und wieder aufgefangen werden.
Die Kreislaufwirtschaft muss zudem monetarisiert werden. Das geht, wenn Nutzende für die Nutzung zahlen oder mieten statt kaufen. Gemeinschaftliches Eigentum etwa in Genossenschaften kann ebenso dazugehören wie die Beteiligung der Nutzenden an den Einnahmen, die Schwarmfinanzierung und die Rücknahme von Produkten mit finanziellen Anreizen.
Auch das Verhältnis der Unternehmen zu den Nutzenden ändert sich. Lösungen treten an die Stelle des Produktverkaufs, Erfahrung an die Stelle des blossen Konsums, Marktplätze an die von Kaufhäusern. Das ermöglicht auch langfristige Bindungen der Kundschaft an die Unternehmen.
„Der Circular Economy Navigator“ ist bei Hanser Fachbuch in München erschienen. Fabian Takacs ist Postdoktorand im Institut für Betriebswirtschaft der HSG. Richard Stechow ist für BMI Labs tätig, einer Ausgründung der HSG. Karolin Frankenberger ist Professorin für Strategie und Innovation und Direktorin des Instituts für Betriebswirtschaft der HSG. ce/ug