Freihandelsabkommen Schweiz-China: Die neue Seidenstrasse geht von St.Gallen nach Peking – und zurück
13.11.2018

Freihandelsabkommen Schweiz-China: Die neue Seidenstrasse geht von St.Gallen nach Peking – und zurück

Am 26. September wurde die St.GallenBodenseeArea (SGBA) zum wichtigen Schauplatz der internationalen Handelsdiplomatie: Hochrangige Vertreter und Vertreterinnen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Akademie, darunter Geng Wenbing, der chinesische Botschafter in der Schweiz und Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), fanden sich im Kantonsratssaal St.Gallen zur „Sino-Swiss FTA Academic Evaluation“-Tagung des Sino-Swiss Competence Center der Universität St.Gallen ein. Der eigentliche Anlass: Im fünften Jahr des Freihandelsabkommens zwischen China und der Schweiz präsentierte die Universität St.Gallen zusammen mit den chinesischen Hochschulen University of International Business and Economics und der Nanjing University erstmals eine eingehenden Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen des Freihandelsabkommens. Die Schweiz ist das einzige kontinentaleuropäische Land, mit dem China ein umfassendes Freihandelsabkommen eingegangen ist.

 

Die Resultate der Analyse unterstreichen, dass aufgrund von reduzierten Zollsätzen auf Aus- und Einfuhren die Industriesektoren beider Länder profitieren. Allein im Jahr 2017 betrugen die Zolleinsparungen gut über 100 Millionen Franken auf beiden Seiten. Chinesische Firmen können bereits seit 2014 die meisten Produkte zollfrei in die Schweiz exportieren, chinesische Importzölle auf Schweizer Produkte werden in den ersten fünfzehn Jahren des Freihandelsabkommens schrittweise gesenkt. 2018 wurde eine Grosszahl der Produkte zollfrei. Der Anreiz zur Nutzung des Freihandelsabkommens für Schweizer Firmen nimmt folglich stetig zu, die Nutzungsraten liegen bereits bei rund 44 Prozent.

 

Chinas Bedeutung für die SGBA

 

Die SGBA vermag mit am stärksten vom Freihandelsabkommen zu profitieren. Im weltumspannenden Handelsnetz von Unternehmen aus der SGBA spielt China zunehmend eine wichtige Rolle. Rund 5 Prozent aller exportierten Güter verliessen im Jahr 2017 allein den Kanton St.Gallen in Richtung China. Gleichzeitig stammten knapp 7 Prozent der Importe aus China. Dies entspricht einem Handelsvolumen von über 1,2 Milliarden Franken. Den grössten Anteil am Export nahm dabei mit rund 450 Millionen Franken die Maschinen- und Präzisionsindustrie ein. Seit der Inkraftsetzung des Freihandelsabkommens stiegen die St.Galler Exporte nach China um 40 Prozent, während die Importe um 7 Prozent zulegen konnten. Verglichen mit den gesamtschweizerischen Zahlen (Exporte +30 Prozent, Importe +6 Prozent) profitiert der Kanton St.Gallen und mit ihm die SGBA damit überdurchschnittlich stark vom Freihandelsabkommen mit China.

 

«Belt and Road Initiative» aus China diskutiert

 

Ein visionärer Teil der ersten Sino-Swiss Evaluation war der sogenannten «Belt and Road Initiative» aus China gewidmet. Als neue Seidenstrasse soll die Initiative den Handel zwischen Asien und Europa deutlich vereinfachen und intensivieren. Die Chancen der neuen Verbindung für Schweizer Unternehmen, Handel, Investitionen und Finanzierung, sowie Austausch von Technologie und Innovation und der grenzüberschreitende E-Commerce zählten zu den Kernthemen.

 

Erfreulich für die SGBA: Die Evaluation des Freihandelsabkommens zwischen der Schweiz und China soll nun jährlich und alternierend in St.Gallen und Peking stattfinden. Im Zentrum steht der regelmässige Austausch von politischen, unternehmerischen und akademischen Erfahrungen rund um das Freihandelsabkommen – alle zwei Jahre am Standort SGBA.