18.02.2020

Empa entwickelt Kleber für Herzgewebe

St.Gallen - Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat einen Gewebekleber entwickelt, der defektes Herzmuskelgewebe zusammenfügen kann. Dabei hat sie sich von Muschelseide inspirieren lassen.

Durch einen Infarkt oder eine angeborene Störung kann das Herzgewebe geschädigt werden. Bei der Heilung gerät die Tatsache, dass die Muskulatur ständig weiterarbeitet, zum Problem, wie aus einer Medienmitteilung der Empa hervorgeht. Forschende des in St.Gallen ansässigen Biomimetic Membranes and Textiles-Labors der Empa haben daher einen Gewebekleber gesucht, welcher einerseits am schlagenden Herzen haftet und andererseits hochelastisch bleibt.

Dabei sind sie in der Natur fündig geworden. So produzieren Muscheln Haltefäden, die „auch unter Wasser standhaft und dennoch hochelastisch bleiben“. Diese Muschelseide besteht unter anderem aus den Strukturproteinen mfp-3 und mfp-6. Die Forschenden um Claudio Toncelli haben nun Gelatine als Ausgangsprodukt für ihren Kleber genutzt, da deren Struktur einigen Eigenschaften des menschlichen Gewebes ähnelt. Sie haben Gelatine-Polymere mit chemischen Einheiten ausgestattet, die mfp-3 und mfp-6 ähneln. So ist ein Gel entstanden, bei welchem sich die Strukturproteine vernetzen, sobald das Gel mit Gewebe in Kontakt kommt. So wird eine stabile Verbindung der Wundflächen erreicht.

„Der Gewebekleber hält einem Druck, der dem menschlichen Blutdruck entspricht, stand“, wird Empa-Forscher Kongchang Wei hinsichtlich der durchgeführten Laborexperimente zitiert. Auch die gute Gewebeverträglichkeit wurde bereits nachgewiesen. Nun wird die klinische Anwendung vorangetrieben. jh