16.10.2018

Textilien verabreichen Medikamente

St.Gallen - Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) haben Polymerfasern entwickelt, die Medikamente verabreichen können. Die intelligenten Textilien können somit beispielsweise Hautwunden behandeln.

Die Forscher der Empa-Abteilung Biomimetic Membranes and Textiles in St.Gallen haben die Fasern aus biologisch abbaubaren Polymeren entwickelt, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Im Rahmen des Projektes Self Care Materials wird der Herstellungsprozess der intelligenten Textilfasern dem späteren Verwendungszweck angepasst. In die Fasern sollen Medikamente wie Schmerzmittel oder Antibiotika integriert werden.

Die Fasern sollen selbstständig einen Therapiebedarf erkennen. Dies wird dadurch erreicht, dass die Polymere auf Signale aus dem Körper reagieren und sich abbauen. Ein solches Signal ist beispielsweise ein veränderter pH-Wert der Haut, wenn diese verletzt ist. „Als Antwort auf einen Reiz aus dem Körper sollen die Fasern ihre Medikamente entsprechend einer kalkulierten Abbaurate an die Umgebung abgeben“, wird Empa-Forscher René Rossi in der Mitteilung zitiert. Zudem können die sogenannten Self-Care-Materialien aber auch durch Reize von aussen wie Druck oder Licht aktiviert werden. In der praktischen Anwendung können Pflaster oder Kleidungsstücke aus den Fasern hergestellt werden. „Der Einsatz der Self-care-Fasern ist für enorm viele Anwendungen denkbar“, so Rossi. So können sie auch in der Vorbeugung eingesetzt werden, indem die Fasern als Sensoren wirken und beispielsweise den Blutzucker messen.

Die Empa-Forscher, Kollegen von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) sowie Partner von Verbänden und aus der Wirtschaft werden noch bis 2020 an den Medizinfasern weiterforschen. jh